Herpes – der unterschätzte Virus
Die weitverzweigte Familie der Herpesviren
Seit Millionen von Jahren begleiten Herpesviren den Menschen und haben sich ihm inzwischen sehr gut angepasst. Wer sich einmal mit dem Herpesvirus infiziert hat, trägt ihn ein Leben lang in sich. Nach einer überstandenen Erstinfektion verschwindet das Virus nicht vollständig aus dem Körper, sondern versteckt sich in den Zellen des Wirtes, ohne ihn zu schädigen. Man spricht von einem Zustand der Latenz. In dieser Phase werden keine neuen Viruspartikel produziert. Zudem wird das Virus nur schlecht oder gar nicht vom Immunsystem erkannt, da von ihm nur seine DNA zurückbleibt.
Die Herpesviren können jederzeit wieder aktiv werden. Beispielsweise kann ein geschwächtes Immunsystem zu einer Reaktivierung der Viren führen. Sie vermehren sich im Körper und es kann zu Krankheitssymptomen kommen. Die Reaktivierung kann beim Betroffenen aber auch symptomlos verlaufen. Dennoch vermehrt sich das Virus und wird ausgeschieden, wodurch es zur Übertragung auf andere Menschen kommt. Die frisch mit Herpesviren infizierte Zelle produziert dann neue Vorstufen und baut das Erbmaterial – die DNA – schrittweise mit ein. Es kommt zu einer massiven Infektion.
Herpesviren 1 - 8
Herpesviren haben höchste Priorität in der Diagnostik und Therapie des Immunsystems, denn sie sind bei (fast) jeder Krankheit beteiligt. Zu den Humanen Herpesviren (HHV) gehören
- Herpes simplex: HHV-1, HHV-2
- Varizella-Zoster-Virus (VZV): HHV-3
- Epstein-Barr-Virus (EBV): HHV-4
- Cytomegalievirus (CMV): HHV-5
- Humanes-Herpesvirus 6-7: HHV-6a, HHV-6b, HHV-7
- Kaposi-Sarkom-Virus (KSHV): HHV-8
Neben Lippen- und Genitalherpes zählen auch Windpocken, Gürtelrose, das Pfeiffersche Drüsenfieber und verschiedene Krebserkrankungen zu den durch Herpesviren ausgelösten Erkrankungen. Schutz gegen das Varizella-Zoster-Virus bietet heute eine Impfung, bei allen anderen Herpesinfektionen lassen sich lediglich die Symptome behandeln.